Recherchiert von Michael Keller

Die ersten Autoradios stammen noch aus ner Zeit als mit heissen Steinen in einem Metallofen auf dem Fussboden geheizt wurde: Belegt ist Ford Modell T mit einem Radio an der Beifahrertür in Chicago. Die innovative Lösung stammte von einem 18-jährigen High School Studenten und war ab Mai 1922 in Betrieb.

Das erste industriell gefertigte Autoradio war das amerikanische Philco Transitone, das 1927 als Zubehör von Chevrolet erschien. 1930 erschienen sowohl die Firma Galvin (unter dem neuen Markennamen Motorola) wie auch der spätere Kleinwagenbauer Powel Crosley mit einem Autoradio auf dem US-Markt. Vor allem Crosleys Roamio war weit verbreitet. Crosley besass praktischerweise bereits einen Radiosender und stelte auch Kühlschränke her.

Angeblich sollen 1933 bereits 100.000 Autos in den USA mit Radios ausgerüstet gewesen sein.

In GB experimentierte die Firma Marconi (gegründet vom Erfinder der drahtlosen Telegraphie) mit der Adaption von Hausgeräten fürs Auto. Diese waren auf dem Trittbrett montiert.

Die (Radiotelefon und Apparatefabrik Ideal AG (heute Blaupunkt) präsentierte 1932 einen MW und LW Empfänger mit 5 Röhren (in einem Studebaker!). Das Gerät benötigte eine eigene Anodenbatterie oder einen zusätzlichen Umformer für die Anodenspannung. Die ersten Exemplare entstanden bei Bosch und kosteten mit RM 465,- rund ein Drittel eines Kleinwagens. Dafür besassen sie eine Fernbedienung mittels Bowdenzügen an der Lenksäule. Die Antenne wurde idR unter dem Trittbrett oder in der hölzernen Dachkonstruktion verbaut (Ganzstahldächer brachte GM erst 1935 auf den Markt).

1939 gab es in D die folgenden Hersteller: Blaupunkt, Körting, Telefunken, Philips und Lorenz. Blaupunkt führte die illuminierte Skala ein, Philips Geräte für 6 oder 12V Bordspannung.

Becker gelag es 1949, den Empfänger ins Armaturenbrett zu verlegen. In der Folge konnten die Radios im Armaturenbett integriert werden. Mit dem MW-Gerät Autophon und dem MW/LW/UKW (!)-Empfänger Aerophon begann im gleichen Jahr Beckers Geschäftsbeziehung zu MB.

Die ersten Drucktasten für die Sendersuche und die ersten Transistoren erschienen 1951 (Volltansistor erst 1961).

Der 56er Packard hat ein Röhrenradio mit Drucktasten und einem Balken für den automatischen Sendersuchlauf (Wonderbar). Hier die identische Ausführung in einem 56er Caribbean. Der Balken sitzt oberhalb des Dsplays und geht fast über die ganze Breite des Radios:



Eine etwas einfachere ohne den Sendersuchlauf im 56er Clipper Super:



Plattenspieler: 1958 erschien von Philips ein 17-cm-Platten-Abspielautomat namens Automignon. Ob es noch andere Hersteller gab, hab ich nicht herausgefunden.



Norelco Automignon 1961 (erkennt jemand das Armaturenbrett? Ford?)

In den USA durfte Philips nicht unter dem eigenen Markennamen auftreten. Das hatte ein Gericht auf Klage von Philco geurteilt. 1961 kam Philco zu Ford und von dort zu Philips. Jetzt gibt es Philco nicht mehr. Dafür Philips in den USA. :-)

Automignon konnte (formattechnisch bedingt) nur Singles. Die wurden vorne in einen Schlitz gesteckt. Das Gerät wurde federnd unter dem Armaturenbrett aufgehängt. Genützt hats wenig, bei jeder Bodenwelle hat die Nadel von der Rille abgehoben. Und nen Speicher gabs auch nicht - also was alle 5 Minuten Plattenwechsel angesagt. Ist aber DER Hingucker. Nicht nur in einem alten Ami...


(C) 2006 - All rights reserved

Print this page